Überraschung beim FCA: Seinsch hört auf
Außerhalb von Augsburg ist Walter Seinsch den Menschen wohl höchstens flüchtig ein Begriff gewesen. Beim FC Augsburg stehen gemeinhin andere Leute im Rampenlicht. In den letzten Monaten kreiste die Aufmerksamkeit vor allem um Coach Markus Weinzierl. Doch Seinsch, seines Zeichens Präsident des Vereins, war weit mehr als ein Mann, der sich auf repräsentative Pflichten beschränkt hätte. Der 73-Jährige galt bisher als der Macher in der Fuggerstadt. Ohne ihn hätte der FCA kaum die Erfolge feiern können, die es in den letzten Jahren zu bejubeln gab. Künftig muss ein neuer Mann dafür sorgen, dass es Grund für weitere Partys gibt, denn Seinsch ist überraschend von allen seinen Ämtern in Augsburg zurückgetreten.
Gesundheit als Rücktrittsgrund
Auf der Jahreshauptversammlung erklärte Seinsch trocken, er wolle es kurz machen, „heute“ sei „mein letzter Arbeitstag“. Er ziehe sich aus gesundheitlichen Gründen von seinen Ämtern zurück. Er müsse an diese denken, so der 73-Jährige weiter, und es gebe keinen besseren Zeitpunkt als den gegenwärtigen, um aufzuhören. Seinsch erhielt nach seiner Rede Standing Ovations von den anwesenden Vereinsmitgliedern des FCA. Diese wählten sogleich einen neuen Präsidenten als Ersatz für Seinsch. Künftig wird der bisherige Stellvertreter des 73-Jährigen den Klub führen. Der neue Präsident Klaus Hofmann wandte sich direkt an seinen Vorgänger und verkündete, dieser „wird immer mein größter Held bleiben“.
Seinsch machte aus Dreck Marmelade
Auf der Versammlung konnten die Augsburger einen Gewinn von etwa 2,5 Millionen Euro vermelden. Sportlich läuft ohnehin alles rund, steht der FCA doch sogar auf einem Champions League Platz. Für die wirtschaftliche Zukunft ist durch das moderne Stadion ebenfalls gesorgt. Dies alles ist der Verdienst von Seinsch, der im Herbst 2000 sein Amt zu einem Zeitpunkt angetreten hatte, der allgemein als der Tiefpunkt in der Vereinsgeschichte gilt: Augsburg kickte nur noch in der Bayern-Liga. Die Bundesliga kannte man ausschließlich aus dem Fernsehen. Diese Sätze wirken heute wie eine Erinnerung aus einer längst vergangenen Zeit.